Goethe verhindert eine Lynchjustiz
Gustav Seibt über den Dichterfürsten bei der Belagerung von Mainz
Nach der Schlacht von Valmy hatte die französische Revolutionsarmee den „Pfaffenwinkel“ (die rheinischen Kurfürstentümer) überrannt und die Stadt Mainz besetzt. In der Stadt wurde unter französischer Anleitung eine Republik verkündet und ein deutsch-rheinischer Nationalkonvent begründet. Die deutschen Revolutionäre nannten sich Jakobiner oder Clubbisten (weil sie in politischen Clubs tagten). Von einer österreichischen und einer preußischen Armee wurde Mainz dann belagert. Als es zur Kapitulation kam, mussten die französischen Truppen abziehen. Den zivilen Revolutionären in der Stadt drohte die Rache der aus der Stadt vertriebenen Gegenrevolutionäre.
Goethe nahm an prominenter Stelle als Beobachter an der Belagerung teil. In einem konkreten Fall, so berichtet er, warf er sich unter Lebensgefahr einer Menschenmenge entgegen, als diese einen der Jakobiner massakrieren wollte. So beschreibt er es jedenfalls in seinen Memoiren, die er Jahrzehnte später veröffentlichte.
Gustav Seibt, Historiker, Autor im Feuilleton der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG und Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin und, hat Goethes Präsenz bei der Kapitulation von Mainz eine spannende Untersuchung gewidmet. Er berichtet.
Spannend und informativ.