Der Teufel im Dorf /
Barrie Kosky inszeniert die Gogol-Oper DER JAHRMARKT VON SOROTSCHINZY
von Modest Mussorgski
Der geniale russische Komponist Mussorgski ist dafür bekannt, dass er viele „letzte Fragmente“ hinterlassen hat. Eine umwerfend singuläre und groteske Oper, die als seine allerletzte gilt, nicht in allen Akten vollendet, wurde an der Komischen Oper Berlin von deren Intendanten inszeniert und völlig neu herausgebracht. Die Arbeitsfreundschaft zwischen Nikolai Gogol, dem Dichter der kühnen Absurdität und des Surrealismus, mit der energetischen Musik Mussorgskis hat hier ein ganz besonderes Werk entstehen lassen. In der Handlung geht es darum, dass der Teufel einem (offenbar jüdischen) Pfandleiher im Dorf Sorotschinzy einen rote Jacke zum Pfande gab. Der Pfandleiher hat die Jacke verkauft. Jetzt sucht der Teufel das Dorf heim und will seine Jacke zurück. Der feste Aberglaube, intensive Liebesgefühle, und die Hauptperson der Oper, das turbulente Volk, routieren umeinander in einer sich im 2. Akt umwerfend verknotenden Dramatik.
Dies ist ein besonderes geglückter Fund der Komischen Oper Berlin, deren innovative Arbeit allgemein so auffällt, dass dem Intendanten Barrie Kosky die Nachfolge des Staatsintendanten der Bayerischen Staatsoper München angetragen wurde, die er ablehnte, weil er das rücksichtslose Aufspüren besonderer Schätze in Operette und Oper so liebt, sodass er für „Staatstheater“ sich nicht zur Verfügung stellt.