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Dienstag   10.1.2017

20/12/2016

 
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Seelen-Verkehrsampel mit Musik

Christoph Marthalers Abschiedsrevue an der Volksbühne am
Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin


Christoph Marthaler ist ein Durch-und-Durch-Musiker von besonderem Format.  Berühmter Regisseur, ursprünglich Oboist. Seine Arbeiten sind nicht zu trennen von seinem Stab an ständigen Mitarbeitern, die zu einem kreativen Organismus über Jahrzehnte hin zusammengewachsen sind. Regelmäßig arbeitete Marthaler, der selbst Chef des Zürcher Schauspielhauses war, an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin, jenem natürlichen Attraktor für besondere Begabungen, künstlerische Wagnisse und Abweichungen vom Schema. Diesem Theater gilt Marthalers neueste Revue: "Bekannte Gefühle, gemischte Gesichter".

Das Bühnenbild zeigt einen Museumsraum, der sukzessive ausgeräumt wird. Mit Palastartig. Fahrstuhl. Bühnenbild und Kostüme: Anna Viebrock ("Bühnenbildnerin des Jahres"), die mit Marthaler unzertrennlich zusammenarbeitet. Der riesige Bühnenraum füllt sich im Verlauf des Abends auf zauberhafte Weise mit Slapstick, filmartigem  Rhythmus, Tänzen des ganzen Ensembles und vor allem mit purer Musik. Sophie Rois mit großem Chanson, Irm Herrmanns Auftritte, die R.W. Fassbinder und Christoph Schlingensief vom Tode wieder auferwecken. Scheinbar einfache Lieder wie "In einem kühlen Grunde" und "Brüder, zur Sonne, zur Freiheit" (vom ganzen Ensemble geflüstert) hat man so noch nie gehört. Musiken aus der Zeit Shakespeares mischen sich mit Tönen von Arnold Schönberg, mit Tango und Rap. Man hat das lange noch im Ohr, weil es, so gesungen, ungewöhnlich ist. Selbst der Freiheitschor von der Hitliste aus Verdis NABUCCO klingt diesmal neu.

Christoph Marthaler nennt seine Revue einen "Abschied". Man wünscht sich, dass es zu solchem Ende nicht kommt.

Dienstag   3.1.2017

29/11/2016

 
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Was wir von Gott nicht wissen können

Die Lehren des jüdischen Scholastikers Moses Maimonides


Die großen Theologen und Magister der Dominikanerschule in Köln und der Universität Paris, Albertus Magnus und Thomas von Aquin, standen durch die arabische Überlieferung des  Aristoteles in naher Verbindung mit dem bedeutendsten jüdischen Magister und Rabbi Moses Maimonides. Der kam als Kind aus Cordoba und lehrte zuletzt in einer Vorstadt von Kairo. Er war Arzt, Astronom, Philosoph und vor allem Theologe.

Er lehrte eine sogenannte negative Theologie: es ist wichtig zu wissen, was wir über Gott nicht wissen können. Das enthält die Fragestellung des Sokrates ebenso wie es die Überlieferungen des Alten Testaments und der Mischna kommentiert.

Die Rezeption von Maimonides im arabischen und westeuropäischen Raum ist das Thema von Privatdozent Dr. Görge Hasseloff. Er schrieb selbst ein scholastisches Werk, dessen in die Tiefe ragenden Anmerkungen ebenso viel Platz einnehmen wie der führende Text. Es ergibt sich das Bild einer reichen Kommunikation des Denkens im Hochmittelalter über das ganze Mittelmeer hinweg wie wir es heute an keiner Stelle der Welt mehr kennen.

Das Ansehen des Maimonides war überaus groß. Es wird erzählt, das Räuber seinen Sarg, als dieser von Kairo nach Palästina transportiert wurde, rauben wollten. Der Sarg war aber so schwer, dass auch 30 Mann ihn nicht heben konnten. Erst als gläubige Schüler des Rabbi hinzutraten, ließ der Sarg sich zur Grabstelle bringen.

Der Kern der Lehre des Maimonides: man darf Gott, der unendlich ist und den Anfang setzt, nicht mit Bildern behängen wie einen Tannenbaum mit Lametta. Bilder sind Metaphern, keine Einsichten. Der Verstand, aber auch der Glaube, ist hellsichtig und darf durch Vorurteile und Phrasen nicht verdunkelt werden. Bei den Zeitgenossen war die Autorität des Maimonides auf dessen Fähigkeiten als Arzt ebenso gegründet wie auf die des Theologen. Die ärztliche Kunst ist ein gutes Mittel gegen den Aberglauben. Maimonides steht in manchen Punkten der Aufklärung Immanuel Kants überraschend nahe.

Begegnung mit Dr. Görge Hasselhoff und der blühenden Hochscholastik des 13. Jahrhunderts.

Dienstag   28.12.2016

29/11/2016

 
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Olli Schulz Late-Night

"Die Liebe sieht nicht hin und schlägt hart auf"


Wirklich gute Texte, ein Showmann und die Gitarre: das war mit Bob Dylan in diesem Jahr reif für den Nobel-Preis für Literatur. Zu diesem Genre aus Musik und Songtexten gehört auch Olli Schulz, der (außer, dass ihn das Fernsehpublikum liebt) ein großer Musiker ist. Songs wie "Ich bin das letzte Königskind", "Und dann kommt wieder Drama", "Du lässt dich jetzt trösten von einem Kerl, der dich nicht kennt" und "Wenn die Wahrheit stirbt, begrab sie" prägen sich ins Gefühl stark ein.

Für News & Stories bringt Olli Schulz neue Geschichten, alte und neue Songs. Es geht um Amazonen in der nördlichen Ägäis, die Männerfarmen gründen. Um den Astronomen Johannes Keppler, der seine Mutter, eine Hexe, vor der Inquisition rettete. Und um Liebesgeschichten von heute. Es geht um Gefühle, Abschied, Krach und Trennung. Manchmal zum Spottpreis, oft aber auch tödlich.

"Dann wird das Haus verbrannt, dann wird der Hund verjagt. Und dann wird Platz gemacht, wo unsere Liebe war".

Olli Schulz in den Fabriken, in den Tropen, in Kälte, Hitze und Regen. Wie immer schlagfertig in den Dialogen und immer mit Musik. "Die Farben werden bunt sein / es ist mein Herz, das explodiert."

Dienstag   20.12.2016

29/11/2016

 
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Vom Euphrat kommt, was wir sind

Archäologin Prof. Dr.  Adelheid Otto über12.000 Jahre Syrien
und Zweistromland


Flüchtlinge aus Syrien tragen in ihrem Innern die lange Geschichte ihres Landes mit sich: Nord-Syrien gehört zu den ältesten Zivilisationen der Menschheit. An den Ufern des Euphrat entstanden in Teilen des heutigen Irak und in Nord-Syrien die ersten Siedlungen, Städte, Plantagen und Gemeinwesen. Parallel und in Einzelfällen vor den Zivilisationen am Nil, am Indus und am Gelben Fluß. Nach Angaben des Alten Testaments und der Auslegung durch rabbinische Gelehrte lag das Paradies zwischen Euphrat und Tigris und zwei weiteren Flüssen, die in der Bibel genannt sind und die wir heute nicht mehr identifizieren können.

Prof. Dr. Adelheid Otto, Vorsitzende der Deutschen Vorderasiatischen Gesellschaft, ist aktiv als Archäologin tätig. Für viele Jahre leitete sie eine Rettungsgrabung in dem Gebiet in der Nähe von Raqqah, das heute das Zentrum des IS darstellt. Der Posten, der die Grabungsstätte mit einer Schrotflinte bewachte, wurde von den radikalen Islamisten umgebracht. Sie vernichteten auch eine große Zahl der archäologischen Funde.

Oasenartige Üppigkeit und wüste Steppe  liegen entlang des Euphrat eng beieinander.  Wie das Land aussieht, das jetzt im Bürgerkrieg umkämpft ist und aus dem die Flüchtlinge kommen, wissen in der Bundesrepublik wenige. Die Bevölkerung des Landes ist äußerst differenziert zusammengesetzt. Was sind Drusen? Was sind Alewiten? Gibt es dort noch Abkömmlinge der Phönizier, der Aramäer, der Assyrer bis heute? Wie viel Unterschiede gibt es unter den Sunniten und Schiiten?

Das Gebiet, in dem die Ausgrabungen von Adelheid Otto stattfanden - gegenwärtig gräbt sie nicht in Syrien sondern im Tall Bazi in der Nähe von Mosul - war in der Geschichte nie für längere Zeit friedlich. Von der Okkupation durch die kriegerischen Assyrer lange vor Christi Geburt über  das römische und byzantinische Regime, über den Mongoleneinfall bis zur arabischen Eroberung, in der französischen Besatzungszeit bis zur heutigen Krise war dieses an sich "gesegnete Land" brutalen Kriegen ausgesetzt.

Die archäologischen Grabungen (und die konkrete Kenntnis des Landes) zeigen eine Welt, die bis in die Zeit von vor 12.000 Jahren zurückreicht und Zivilisationen hervorbrachte, von denen unsere europäische  Zivilisation in vielen Punkten unmittelbar abstammt.

Begegnung mit Prof. Dr. Adelheid Otto, Leiterin des Archäologischen Instituts an der LMU.

Dienstag   13.12.2016

29/11/2016

 
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Lernen & Lieben in einem Meer von Krieg

Rameaus HEROISCHES BALLETT an der Bayerischen Staatsoper München


Im November 1725 sandten französische Siedler aus Illinois den Häuptling Arapita Chicago (nach ihm wurde später die Stadt in den USA benannt) und fünf andere "Indianer" nach Paris. Dort trafen sie den König Louis Quinze. Am Abend tanzten sie im Théatre-Italien. Das inspirierte Jean-Philippe Rameau zu seiner Tanzoper "Les Indes Galantes". Rameau komponiert verblüffend radikal und modern.

Der Chef des Koninklijk Ballet van Vlaanderen aus Belgien hat Rameaus Ballettoper mit größtmöglichem Schwung auf der Bühne des Prinzregententheaters für die Bayerische Staatsoper in einen musikalischen Höhepunkt verwandelt. Auch die Opernsänger müssen tanzen.

Die Bühnenbildnerin Anna Viebrock hat die großen Tableaus nach den Phänomen LERNEN, LIEBE, KRIEG angeordnet. Lernende Kinder sind dabei das Berührendste.

Überall rüttelt der Krieg, dargestellt durch seine Göttin Bellone am Glück und am Lerneifer. Krieg lernt und lehrt überhaupt nichts. Wie man den richtigen Liebsten finden, das lernt man - komponiert von Rameau für das aufklärerische 18. Jahrhundert - in Dreiecks- und Vierecksverhältnissen.  

1. Akt: der großzügige Türke. Osman Pascha, ehemals Sklave und jetzt Sultan, liebt die junge Emilie. Da diese aber den jungen Valère vergöttert, lässt der Türke die Liebesleute davonziehen. (Genau dieses Modell Rameaus hat später Mozart in der "Entführung aus dem Serail" abgekupfert.)
2. Akt: bei den Inkas in Peru. Mit Erdbeben, Krieg, Mord und glücklichem Ausgang in einem Liebesdreieck. Der Zauberer und Tyrann Huasca (Bass) stirbt am eigenen Fluch.
3. Akt: in den Gärten Persiens. Hier geht es um ein Vierecksverhältnis. Wieder werden Sklaven zu Prinzen und Prinzen zu Liebessklaven.
4. Akt: bei den Indianern in Amerika. Der schöne Sopran zieht einen "Wilden" zwei Europäern vor, weil der eine ihr zu skrupellos und der andere ihr zu moralisch ist.
Das Finale mit der stampfenden, berühmten Chaconne aus dieser Aufführung wird man nicht vergessen.

Es geht um den Export der Phantasie in alle Länder der Erde. Dass überall ein Meer von Krieg herrscht, bringt Rameau nicht davon ab, dass Jugend, die Liebe und vor allem lerneifrige Kinder siegreich bleiben.

Der belgische Regisseur und Choreograph  Sidi Larbi Cherkaoui stammt aus einer Einwandererfamilie aus Marokko. Er spricht flämisch und französisch. In seiner Herkunft und Tanzpraxis verkörpert er die Kommunikation zwischen extrem verschiedenen Kulturen, mit der auch Rameaus Meisterwerk spielt.

Dienstag   6.12.2016

25/10/2016

 
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 Was erwartet uns in der 4.0-Welt?
   Dr. Marc Beise über das INTERNET DER DINGE


Die erste industrielle Revolution beruhte auf Wasserkraft und Dampfmaschine. Sie brachte einen rasanten Produktionsschub in die Welt und hat die Eigenschaften der Menschen am nachhaltigsten geprägt. Aus ihr entstand die Moderne. Die zweite industrielle Revolution datiert man auf etwa 1880: der Siegeszug der Elektrizität und der Chemie. Die dritte industrielle Revolution reicht von der Rationalisierung der Arbeitskraft über zwei Weltkriege bis zu den Computern und Robotern. Neuerdings wird gesagt, dass wir in rasantem Tempo auf eine vierte industrielle Revolution zugehen: die 4.0-Welt. Es geht nicht nur um selbstfahrende Autos, einen stärkeren Grad der Vernetzung von Computern, sondern um eine Parallelwelt zu unseren gewohnten Wirklichkeiten. Fabriken, die sich selbst steuern, reparieren. Maschinerie, die ihre eigene Innovation beherrscht. Das ist das Internet der Dinge.

Diese digital-industrielle Revolution wird die Menschen verändern, Spannungen und Umverteilungen zwischen ihnen erzeugen. Sie wird aber nicht ohne weiteres Roboter oder künstliche Intelligenz stärker machen als die menschliche Natur.

Dr. Marc Beise ist Leiter des Wirtschaftsressorts der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Die zahlreichen Mitarbeiter eines solchen Ressorts müssen alle verschiedenen Seiten der Ökonomie im Auge behalten und die Veränderungen in dieser Welt den Lesern dolmetschen. Ein solcher Wirtschaftsteil ist vielseitig wie ein Libellenauge. Dr. Beise berichtet, was uns im Internet der Dinge erwartet: von Silicon Valley bis zu von der Industrie fast unberührten Flächen in Afrika.

Dienstag   29.11.2016

25/10/2016

 
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 Nachrichten von Pangäa

  Prof. Dr. Jörg Fröbisch: Vom Feuerfrosch und von Sauriern mit Federn


Vor 250 Mio. Jahren waren alle Landmassen der Erde in einem einzigen Kontinent vereinigt: Pangäa. Später löste sich dieser Superkontinent auf. Und mit diesem Prozess ist die Geschichte des Teils der Evolution der Tiere und Umwelten verbunden, die zu der Kette unserer unmittelbaren Vorfahren führt. Durch die Großen Massensterben sind viele seltsame Arten für immer verloren gegangen. Andere Arten, wie die der Schildkröten, besitzen scheinbar ein ewiges Leben. Der Bauplan dieser Tiere ist so robust, dass sie in jeder veränderten Umwelt überlebten. Es gab Schildkröten, die so groß waren, wie ein Haus. Ereignisreich ist vor allem die Entwicklungsgeschichte der Amphibien. Wie entwickelten sich die Tetrapoden, aus denen unsere zwei Beine und die zwei Arme stammen? Wenige Romane können so spannend erzählen, wie die Evolution.

Prof. Dr. Jörg Fröbisch, Naturkundemuseum Berlin, berichtet.

Dienstag   22.11.2016

11/10/2016

 
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  In der Höhe wird mir bang

    Prof. Dr. med. Thomas Brandt: die Angst der Menschen
    beim Blick in die Tiefe

 
Das menschliche Gleichgewicht ist eine sehr alte und höchst komplexe Eigenschaft. Beteiligt sind die Augen, die sich am Horizont orientieren, die Ohren, die das Gleichgewicht automatisch prüfen und auch die Muskeln, die das Verhältnis des Menschen zur Gravitation im Erdinnern registrieren und durch Anspannung und Lockerung beantworten. Gibt es zwischen diesen komplexen Wahrnehmungen, die noch dazu im Hirn koordiniert werden müssen, Störungen, entsteht der sogenannte Schwindel. In der Frühzeit haben unsere Vorfahren offenbar eine instinktive Angst vor Klippen, vor Abstürzen und Abgründen erworben. Der Blick in die Tiefe führt bei allen Menschen zu einer Reaktion und bei einigen zu einer Phobie, die dem Willen nicht unterliegt.
 
Prof. Dr. med. Thomas Brandt ist Chef des einzigen Instituts in der Welt, das Schwindelforschung betreibt und das zum Klinikum in Harlaching gehört. Er berichtet über das Schwindelgefühl des Gelben Kaisers, den Film VERTIGO und die Vielfalt menschlicher Reaktionen, die bei Schwindelgefühl eintreten und in einigen Fällen schwere Krankheit auslösen.

Dienstag   15.11.2016            Achtung: DOPPELSENDUNG (90min) !

11/10/2016

 
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  Vom Kampf der Liebe in hasserfüllter Welt

    Vincenzo Bellinis Meisterwerk I PURITANI an der Staatsoper Stuttgart


Im Winter 1835 haben in Paris zwei sensationelle Opern Uraufführung: DIE JÜDIN von Jacques Fromental Halévy und I PURITANI von Vincenzo Bellini. Beide handeln in einer Welt des religiösen Fanatismus: die eine 1414 im Kampf zwischen Christen und Juden, die andere in der Zeit, in der Cromwell den König von England enthaupten ließ (1649). Diese Puritaner haben in England das Parlament und die Armee hinter sich gebracht. Sie haben in den Kirchen die Bilder zertrümmerte und Buntheit, Sinnlichkeit und Lebenslust aus der Gesellschaft verbannt. England im Protest. Ein Brexit auf dem Gebiet der Religion.
 
In Bellinis Meisteroper geht es um ein junges Mädchen voller Lebenshunger. Sie ist die Tochter eines Chefs der Puritaner. In ihrem Kopf hat sie Geschichten von Prinzen, Rittern und den Drei Musketieren. Sie wünscht sich einen königlichen Kavalier. Der steht plötzlich (gegenüber den Puritanern verkleidet) vor ihr. Die Hochzeit wird vorbereitet. Da muss aufgrund einer Intrige dieser Kavalier, genannt Lord Arturo, fliehen. Elvira, das junge Mädchen, verfällt in Wahnsinn.
 
Oberst Riccardo, ein fanatischer Puritaner, ist auf Elvira gierig und eignet sich die junge Frau an. Elvira durchlebt ein Martyrium. Zugleich bleibt sie widerspenstig, hartnäckig ihrer Liebe zu Arturo verfallen, und am Ende siegreich: Der geliebte Mann kehrt zurück. Je verrückter die Puritaner sich aufführen, desto mehr gewinnt Elvira ihren Verstand zurück.
 
 
Bellini hat wie schon in seiner LA SONNAMBULA (die Schlafwandlerin), eine Traumoper geschaffen. Es ist seine letzte und größte Oper, ehe dieses Genie im Alter von 34 Jahren stirbt. Die Staatsoper Stuttgart hat dieses selten gespielte Werk in ein neues, ganz modernes Gewand gekleidet. Bühnenbild und Kostüme: Anna Viebrock. Regie führen der Intendant Jossi Wieler und sein Chefdramaturg Sergio Morabito. Es geht um einen Kampf. Die großartigen Melodienbögen Bellinis ringen mit der kalten, abweisenden Welt des religiösen Fanatismus.
 
Bei Bellini werden die Puritaner nicht historisch dargestellt, wie in der Vorlage, die auf Sir Walter Scott zurückgeht. Die Inszenierung holt das nach und fügt zur Oper die Zeitgeschichte der Dramatik wirksam hinzu. Den religiösen Fanatikern unserer Jetztzeit, z. B. in Syrien, stehen die „Besessenen“ des 17. Jahrhundert in England in nichts nach. Aus dem Geist dieses Sektierertums kommen aber auch die Pilgerväter, welche die USA mitbegründeten. In weltlicher Form wird der Calvinismus (von dem 2017 unter dem Motto „500 Jahre Reformation“ weltweit die Rede sein wird) in Amerika zu einem Teil des Selbstbewusstseins der westlichen Zivilisation in der Stoßrichtung Freiheit und Wertegemeinschaft.
 
Alles dies wird in der Stuttgarter Inszenierung lebendig ausgebreitet in den großen Chören, den mit den Ensembleauftritten verbundenen Duetten, Terzetten und Quartetten. Niemand hat je Vincenzo Bellinis in solcher Musik übertroffen.
 
Überragender Mittelpunkt ist der Sopran der Ana Durlovski.  Die junge Mazedonierin  singt, spielt und tanzt die Rolle der Elvira wie sie noch nie zu sehen war: vom Leben leicht verführbar, aber unbestechlich in der Liebe. Das Paar Lord Arturo und Elvira verfügt über die schönsten Liebesduette der Opernliteratur.
 
Ein Doppelprogramm von 90 Minuten.  Ungewöhnlich aktuell, musikalisch, spannend und informativ.

Dienstag   8.11.2016

11/10/2016

 
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   Stalins Ingenieure /

     Prof. Dr. Schattenberg: Technik zwischen Utopie und Terror

 
Unter dem Zaren trugen russische Ingenieure Uniform. Sie arbeiteten am Aufbau der jungen Industrie Russlands und am Bau der sibirischen Eisenbahn. Sie waren aber als „Söldner der industriellen Armee“. Von ihren Dienstherren abhängig und ihrer Gesinnung nach konservativ.
 
Für die Revolution nach 1917 war dieser traditionelle Stand der Ingenieure unentbehrlich. Ende der 20. Jahre aber im Verlauf des ersten Fünfjahresplanes der Sowjetunion wurden sie zum Ziel einer politischen Kampagne. In großen Schauprozessen wurden Ingenieure zu hohen Strafen und einige zum Tode verurteilt. Der Terror sollte diese für die Industrialisierung wesentliche Unterklasse antreiben. Die Prozesse machten sie zugleich zum Sündenbock für die Fehler der überstürzten Industrialisierung.
 
In die durch den Terror freiwerdende Positionen rückten junge, bereits in der Revolutionszeit ausgebildete Fachkräfte neu ein: dies sind die eigentlichen Ingineure Stalins. Sie werden in den Schauprozessen von 1936 und 1937 ebenfalls dezimiert. Ihr Idol und führender Repräsentant, der Volkskommissar Ordschonokidze, beging Selbstmord.
 
Ohne den verbleibenden Rumpf an Stalins Ingenieuren ist aber weder der Flugzeugbau noch die Schwerindustrie, weder das spätere Weltallprogramm noch der Sieg Russlands im Zweiten Weltkrieg zu erklären. Die Lebensläufe weiblicher und männlicher Ingenieure geben ein spannendes Spiegelbild der wechselhaften Geschichte der Sowjetunion und der Revolution von 1917, die im Jahr 2017 auf ihr 100jähriges Jubiläum zurückblicken wird.
 
Die Osteuropaforscherin Prof. Dr. Susanne Schattenberg, Universität Bremen, berichtet.


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