
Der lange Atem
Christoph Menke: "Eine gute Revolution ist nicht unter 800 Jahren zu haben!"
Arabischer Frühling, die studentische Protestbewegung im Juni 1967 (parallel dazu die Rebellionen dazu in Paris und an den amerikanischen Universitäten), die russische Revolution von 1917, die Industrielle Revolution, die Große Französische Revolution - alle diese Umwälzungen, jede für sich, haben ihren eigenen Charakter. Ihre Anfangsversprechen hat keine gehalten. Revolutionen, sagt der Philosoph Christoph Menke, haben einen unglaublichen Zeitbedarf. Der Auszug Israels aus Ägypten, Prototyp eines radikalen Neuanfangs, dauerte 40 Jahre biblischer Zeit. Gute Revolutionen sind vermutlich nicht unter 800 Jahren zu haben.
Christoph Menke hat den Lehrstuhl für PRAKTISCHE PHILOSOPHIE an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt inne. Er zählt zur 3. Generation der Frankfurter Kritischen Theorie. Diese philosophische Richtung, mit Theodor W. Adorno, Max Horkheimer, Walter Benjamin, Jürgen Habermas, Oskar Negt in ihren Reihen, steht für die Abwehr gegen den Nationalsozialismus, übersetzt für heutige Zeiten für die Früherkennung der Gefahren des Rechtspopulismus. In dieser Theorie steht die Freiheit, die (wie es schon Immanuel Kant sagt) dem menschlichen Nervensystem und der Evolution der Menschen innewohnt, im Fokus. Das Wort Vernunft ("raison"), heißt es bei dem französischen Philosophen Jacques Derrida, lässt sich aus einem altfranzösischen Wort ableiten, das mit "sturmsichere Beladung eines Schiffes" zu übersetzen ist.